Freitag, 2. September 2011

Mysore - Chamundi Hills und Stadt

Hallo Freunde,

Ich habe einen roten Punkt!
kurzer Zwischenbericht: Ich hab die letzten Tage nur an diesem Eintrag geschrieben und hab ihn heute endlich fertig bekommen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich mal wieder krank bin und ich am Montag wirklich richtig fies Magen-Darm-Probleme hatte. Einzelheiten gibt es später - oder garnicht. Mittlerweile bin ich wieder wohl auf und hoffe, dass es wohl das letzte Mal gewesen ist. Hier also mein Bericht von letztem Wochenende.

Am vergangenen Wochenende bin ich das erste mal aus Bangalore raus gekommen und konnte auch mal die ländliche Seite Indiens erkunden. Mit mir kamen Jonathan, Jimmy, Ilka und Abhishek. Die ersten zwei Namen könnt ihr zuordnen, aber die anderen beiden nicht: Ilka ist aus Deutschland und studiert an der Alliance University in Bangalore und Abhishek ist Inder, kommt aus Neu-Delhi und studiert mit Ilka an der gleichen Uni. Ilka hat mich kurz vor meinem Abflug in München angeschrieben, dass sie gehört hat, dass ich auch bald in Bangalore studiere und ob wir mal zusammen was machen wollten. Gesagt, getan. Samstag Mittag hat uns unser, für das Wochenende gemietete, Taxi am IIIT-B abgeholt und wir sind zur Alliance University gefahren um die anderen beiden einzuladen um danach auf direktem Weg nach Mysore zu fahren. Ich dachte eigentlich die ganze Zeit, dass das IIIT-B etwas vom Stadtkern abgelegen ist, bis wir ca. 15 km durch die Pampa gefahren sind und plötzlich vor einem riesengroßen Tor standen, auf dem ein sehr großes goldenes Schild mit der Aufschrift "Alliance University - Business School" prangte. Diese Uni ist wirklich abgelegen, alles was den Campus umgibt ist Wiese, Wiese und Wiese. Nachdem wir uns bei den Wachleuten vorgestellt haben, riefen sie Ilka an, dass wir da sind und während wir auf sie gewartet haben, sind wir etwas auf dem Campus spazieren gelaufen. Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass diese Universität in Indien ist, hätte ich nicht sagen können, wo ich bin. Genauso gut hätte ich auf dem Campus der Harvard University stehen können. Alleine deren Bibliothek war so groß wie unser gesamtes Hauptgebäude. Überall waren edle Hölzer verbaut, weiße Steinböden, ordentlich angelegte Grasflächen, keine Löcher in den Gehwegen, jedes Gebäude ragte anmutig in die Höhe und dann fuhr auch noch der universitätseigene "Schulbus" an uns vorbei.

Wir waren zwar alle sehr beeindruckt, aber kamen zum gleichen Entschluss: Wenn man in Indien studieren und alles möglichst westlich haben möchte, also möglichst ohne Indien, dann sollte man hier her kommen. Mit Indien hat das alles sehr, sehr wenig zu tun. Ilka hat auch gemeint, dass die Uni zwar sehr schön, aber total abgelegen ist und sie bekommt fast garnichts von Indien mit hier draußen. Von daher war sie ganz froh endlich mal raus zu kommen, genauso wie wir auch. Wir waren sehr froh, dass wir Abhishek dabei hatten, da er mit dem Taxifahrer Hindi sprechen konnte und es somit keine Verwechslungen geben konnte, auch wenn Mayesh, der Taxifahrer, etwas Englisch konnte. In Indien ist es durchaus üblich, bzw. möglich ein Taxi inklusive Fahrer für mehrere Tage zu mieten. Es wird pro gefahrenen Kilometer abgerechnet und wir mussten zusätzlich noch sein Essen bezahlen. Dadurch, dass wir fünf Leute waren, kostete uns die Fahrt jeweils ca. 16€ für 400 km und 2 Tage - also immernoch sehr günstig.
Als wir aus Bangalore rausgefahren sind und auf dem Highway waren, hat sich die Landschaft sehr schnell verändert: Vorher konnte man maximal 100 Meter weit auf das nächste Gebäude schauen und knapp 10 Kilometer von Bangalore entfernt ragten hohe Berge aus dem Boden und man konnte sehr weit schauen. Wir haben sehr viele kleine Dörfer gesehen und es wirkte alles sehr sehr ländlich, was wirklich beachtlich ist für eine Stadt die 8 Millionen Menschen beherbergt, eine der fortschrittlichsten Städte Indiens ist und dann fährt man ein paar Minuten mit dem Auto aus der Stadt raus und man landet auf dem Land, auf dem Agrarwirtschaft betrieben wird. Die Landflucht ist hier sehr stark zu spüren.

Brindavan Garden
Unser erstes Ziel in Mysore war der "Brindavan Garden". Der Garten hat die Besonderheit, dass er sehr viele beleuchtete Springbrunnen hat, die ohne Pumpen betrieben werden. Der gesamte Garten liegt unterhalb eines großen Staudamms und somit wird die potentielle Energie des Wassers im Damm in kinetische Energie umgesetzt und den Besuchern als farbenfroher Wasserstrahl dargestellt. (Ich wollte einfach mal  etwas Schlaues schreiben! ;))
Das gesamte Gelände war sehr schön grün und vor allem ruhig gewesen. Es war schon früh dunkel und die beleuchteten Wassersträhle, Springbrunnen und die vielen Blumen und Bäume zauberten eine wirklich entspannende und schöne Atmosphäre in den warmen Abend. Das große Finale im Park war eine große Wasserfontänenanlage, die verschiedenste Farben und Wasserfontänen passend zur dazu abgespielten Musik produzieren konnte. Wir saßen mit vielen anderen Menschen auf einer Steintribüne und beobachteten die halbstündige Wassershow, die wirklich schön in die Atmosphäre gepasst hat.

Obstverkauf vor dem Eingang zum Garten

Große Wasserfontäne auf dem See

Noch mehr Wasserfontänen im Garten


Hotel & Essen & Chamundi Hills
Danach sind wir auf direkten Weg zu unserem Hotel gefahren, da wir alle sehr hungrig und auch müde waren. Nachdem wir eingecheckt und die Zimmer kontrolliert haben, alles war recht ordentlich und sauber, sind wir in ein Restaurant gegangen und dort hab ich mein erstes richtig südindisches Essen gegessen. Nicht, dass es in Bangalore kein richtig südindisches Essen geben würde, aber es gibt wohl laut Abhishek viele Restaurants die süd- und nordindisches Essen anbieten und es wohl nicht ganz so authentisch schmeckt. Vielleicht ist es so, als wenn man in Hamburg ein paar Weißwürste mit Brezel bestellen würde oder in Hof vergebens ein paar ordentliche Bratwürste essen möchte.

Ihr erinnert euch bestimmt noch an mein vernichtendes Urteil über die indische Küche und ich muss wirklich die (guten) Restaurants ausschließen. Ich hab einfach mal das bestellt, was sich am wenigsten gefährlich angehört hat und noch ein paar Scheiben Naan-Brot dazu bestellt - sicher ist sicher - und ich war sehr positiv überrascht. Das Essen war richtig, richtig lecker. Das Brot war frisch gebacken und hat schon ohne dem Hauptgericht unglaublich lecker geschmeckt und dann noch in Kombination mit dem Hühnchen und der Soße - es war ein Gefühlsmarathon für meine Geschmacksnerven.
Jimmy und Jonathan hatten zwar andere Gerichte, aber beide stimmten mir zu, dass das Essen richtig lecker war. Jetzt kann ich sagen, dass die Mensapampe einfach Mensapampe ist und die indische Küche nicht Schuld hat, dass ich bisher so enttäuscht war.
Nach meinem leckeren Dinner wollte ich nur noch schlafen. Den Anderen ging es nicht anders und deshalb sind wir recht bald ins Hotel gegangen und haben uns zum Frühstück um 7 Uhr (IST) verabredet.
In meinem Hotelzimmer angekommen, hab ich den Fernseher angemacht und mal ein wenig indisches Fernsehen geschaut. Viele Sender entsprechen dem, was wir in Deutschland auch schauen: Talkshows, Spielfilme und Homeshopping. Leider alles auf Kannada, oder welcher Sprache auch immer, das fällt mir immer noch etwas schwer einzuordnen. Zu meiner Freude hab ich den Sender HBO empfangen, auf dem amerikanischen Filme und Serien laufen und "Iron Man 2" hat mich dann in den Schlaf begleitet. Nachdem ich in der Nacht ganz gut geschlafen habe, wurde ich leider um sechs Uhr vom im stärker werdenden Verkehr geweckt. Das Frühstück war ganz okay. Es gab indischen Kaffee, das heißt er war sehr süß und mit viel Milch vermischt, Toast (frisch getoastet) und Marmelade (auch sehr süß).

Nachdem wir alle miteinander gestärkt waren, haben wir uns auf den Weg zu den "Chamundi Hills" gemacht. Das ist ein großer Berg mitten in der Stadt. Okay, er ist mehr als das. Er ist ein sehr heiliger Ort, nicht nur für die Hindus und dort steht ein ca. 2000 Jahre alter Tempel, der sehr bekannt ist. Der Legende nach wurde "Mahishasura", ein indischer Dämon, der Himmel und Erde terrorisiert hat, von der Göttin "Durga" in Maysore vernichtet und daraus leitet sich auch der Name für die Stadt ab. Ursprünglich hieß der Dämon "maisūru" und daraus wurde später Mysore, was so viel bedeutet wie "Stadt des Büffels".

Auf dem heiligen Hügel angekommen, ragte ein sehr großer goldfarbener Tempel anmutig in die Höhe und daneben ein etwas Kleinerer. Wir sind in den etwas kleineren, älteren Tempel gegangen. Vorher mussten wir unsere Schuhe ausziehen und Eintritt zahlen. Was die Gebühren angeht, sind die Inder sehr spontan und einfallsreich: Jimmy musste 50 Rupien zahlen, Jonathan 20 Rupien und ich sollte 100 Rupien zahlen - was wohl an meiner Kamera lag. Ich hab zu dem Typ, der mich abkassiert hat, gesagt, dass ich nicht mehr als 20 Rupien zahle. Daraufhin hat er mit dem Kopf gewackelt und gesagt: "Yes Sir, whatever you want Sir". :)
Im Tempel war es sehr ruhig und sauber. Wir durften sogar mit den farbenfrohen Pulver, das es in Indien häufig zu sehen und zu kaufen gibt, die indischen Gottheiten verehren, was uns am Ende nochmal 500 Rupien gekostet hat. (Zur Erinnerung: 100 Rupien =  ca. 1,50€). Nachdem Jimmy ihm das Geld gegeben hat, wollte er von Ilka und mir auch nochmal jeweils 500 Rupien, in dem Moment ist uns das alles sehr komisch vorgekommen und wir fragen uns heute noch, ob der Typ dort eigentlich gearbeitet hat. Im Endeffekt könnte sich da jeder englischsprachige Inder hinstellen und ahnungslose Touristen abziehen.

Danach haben wir einen Moment lang die schöne Aussicht genossen und wollten als nächstes den Palast von Mysore besichtigen.

"Sicherheitsangestellter" vor dem Hotel

Altes Auto in der Nähe vom Hotel


Dämonfigur direkt am Eingang von den Chamundi Hills

Großer, goldener Tempel (ca. 300 Jahre alt)

Inder in traditionellen Gewändern

Ilka und ich bei der Verehrung der Götter, ich weiß immer noch nicht welche genau wir da verehrt haben :)
Aussicht von den Chamundi Hills




Palast
Am Palast angekommen, wurde uns sofort klar, dass der Palast ein absoluter Touristentreffpunkt ist: Viele, viele Parkplätze, Stände mit Souvenirs und an jeder Ecke Straßenhändler, die einem die neuesten Sonnebrillenmodelle oder Luft-Fächer verkaufen möchten. Vor dem Eingang angekommen, wollten wir uns Tickets kaufen und freuten uns schon auf den schönen Palast, bis wir die Preise gesehen haben. 20 Rupien für Einheimische und 200 Rupien für Ausländer. Wir sollten 10mal so viel zahlen wie Einheimische. Nachdem uns Abhishek geraten hatte, den Preis nicht zu bezahlen, da der Palast es nicht wert ist, sind wir wieder gegangen. Vorher hab ich aber noch ein paar Bilder durch das Eingangstor gemacht, wenn ich schon nicht rein gegangen bin.
Es ging nicht um die 200 Rupien (3€) die man für den Eintritt zahlen musste, sondern um die (erneute) Abzocke von Ausländern und es geht auch um das Verhältnis zwischen Einheimischen und Ausländern. Das ganze war ein totaler Reinfall und eine erneute Abzocke. Danach entschlossen wir uns dazu in den Zoo von Mysore zu gehen und hofften, dort etwas fairer behandelt zu werden.

Eingangsbereich vor dem Palast

kleiner Teil von dem Palast




Zoo
Die Eintrittspreise wurden wieder unterschieden, nur diesmal sollten wir "nur" das doppelte zahlen, also waren es für uns dann 50 Rupien, was unglaublich günstig für so einen großen Zoo ist. Ich musste natürlich wieder extra Geld bezahlen, weil ich meine Kamera dabei hatte, die mich 30 Rupien extra gekostet hat. Wir waren nicht all zu lange im Zoo, da es, besonders mir, nicht gefallen hat. Die meisten Tiere haben psychisch verstört ausgesehen, was vielleicht an den ganzen Besuchern lag, denen ein schlafendes, ruhiges Tier zu langweilig ist und sie deshalb versuchten mit Stöcken, Rufen und Pfeifgeräuschen das Tier zu etwas Atemberaubendem, Spektakulärem zu überreden, wie, zerfleische deinen Zellenkumpanen, oder flüchte um dein Leben, du dummes Tier. Hauptsache der Pöbel ist begeistert. Auch wenn überall Schilder hingen, dass man das bitte unterlassen soll, hat sich niemand daran gestört, selbst die Wärter nicht, falls man einmal einen von denen gesehen hat. Im Großen und Ganzen war der Zoo eine Geldmaschine und nicht mehr, leider. Das traurige ist, dass ich nach zwei Stunden den Zoo wieder verlassen konnte.

Ich glaube die sind überall ;)

Die Inder haben echt Humor

Schlafender Tiger

Psychotischer Affe

Ich glaube das könnten Rehe sein, oder auch nicht

Interessant finde ich den Vogel, der auf ihm sitzt. Wenn man Tierdokumentation sieht, sitzt auch immer ein kleiner Vogel auf einem Nashorn. Sehr authentisch.

Giraffe beim Essen, auch wenn sie gerade nicht kaut, sie war beim Essen


Heimreise und Berge
Etwas betrübt stiegen wir ins Auto und fuhren nochmal zu einem Restaurant, da wir alle sehr hungrig waren und der Zoo keine wirklich vertrauenerweckende Mahlzeiten angeboten hat. Diesmal hab ich mir Tandoori-Chicken bestellt. Zuhause hab ich das schon ein paar mal selber gekocht und wollte jetzt wissen, wie sehr ich daneben liegen würde. Unter anderem hatte ich auch einfach Hunger darauf. :)
Überraschenderweise sah das Hühnchen sehr ähnlich zu meinen Versuchen aus und der Geschmack lag auch sehr nah beieinander. Nur der Dip, der mir zum Essen serviert wurde, hatte eine ganz andere Farbe: Er war Mint-Grün. (Falls es diese Farbe gibt :))
Mal sehen, ob ich das auch noch hin bekomme...

Danach haben wir uns auf dem Heimweg gemacht und waren alle, inklusive dem Taxifahrer, sehr müde und erschöpft. Kurz vor Bangalore sind wir auf die Idee gekommen, nochmal einen kleinen Ausflug in die Natur zu machen, da man von der Straße aus wunderschöne, hohe Berge sehen konnte und wir uns gefragt haben, ob wir nicht auf so einen Berg klettern könnten.
Gesagt, getan. Nach einem sehr steilen und schwierigen Aufstieg, standen wir auf dem Gipfel und hatten eine wunderschöne Aussicht auf das umgebende Land und den Sonnenuntergang.

Diesen Berg haben wir erklommen

Kleiner indischer Junge, der in dem Dorf lebt, das direkt bei den Felsen war

Aussicht in die Ferne

Aussicht in die andere Ferne

Aussicht auf mich! Nein, das ist Wind in meinem Shirt, ich hab abgenommen, nicht zugenommen.



Der Bericht ist leider etwas lang geworden. Ich werde in Zukunft mehr Acht auf eine kürzere Ausdrucksweise geben. Versprochen! :)
 



1 Kommentar:

  1. Hey Micha!
    Der Palast hätte sich schon gelohnt! Du musst einfach ein schrieben vom IIIT-B vorzeigen und schon kommst du zum Preis der Einheimischen in vielen Einrichtungen rein!
    Wenn ihr ein Wochenende Entspannung am Strand sucht, dann solltet ihr euch mal einen Flieger nach Trivandrum (Kerala) buchen. Da ist ein schöner Strand und ihr könnt mit einem Boot durch die Backwaters (alles bezahlbar, Flug und Unterkunft ist echt günstig, schau mal bei Kingfisher im Internet!). Die bootstour solltet ihr aber nur in den offiziellen Touristeninfo-Büros buchen ;-)

    Viele Grüße nach Indien
    Timm

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