Dienstag, 13. September 2011

Registrierung

Hey Friends,

da ich momentan mit Besserem beschäftigt bin und ich euch aber auch nicht unnötig hungern lassen möchte, gibt es heute einen, schon vor längerer Zeit geschriebenen, Eintrag. Macht es gut!
Micha



In der zweiten Woche, nach meiner Ankunft, mussten wir Auslandsstudenten uns auf den Weg machen um uns zu registrieren. Indien hat im Allgemeinen sehr strikte Einreisebedingungen, besonders wenn man aus Pakistan einreisen möchte. Jeder Besucher, auch wenn es nur ein paar Tage sind, braucht ein Visum, ohne dass er am Flughafen fest sitzt, bzw. garnicht erst in ein Flugzeug Richtung Indien kommt. Je nachdem aus welchem Land man nach Indien kommt und welche Staatsbürgerschaft man besitzt hat man zwischen einem Tag (Pakistan) und zwei Wochen Zeit zur Ausländerbehörde (Foreigner Office) zu gehen und sich dort zu registrieren. In unserem Fall hatten wir zwei Wochen Zeit seit unserer Ankunft in Bangalore. Es waren bereits 12 Tage vergangen und so blieben uns noch zwei Tage um dort aufzutauchen. Falls man das nicht macht, bekommt man richtig Schwierigkeiten und muss evtl. das Land so schnell wie möglich verlassen.
Es war Dienstag 10.00 Uhr. Wir drei (Jimmy, Jonathan und ich) gingen in das Büro von der Uni und wollten eigentlich nur noch Bescheid geben, dass wir jetzt los wollten, als uns eine Mitarbeiterin fragte, ob wir denn schon alle Unterlagen haben, die wir benötigen. Wir nickten einvernehmlich und zeigten ihr unsere Unterlagen. Sie bemerkte nur, dass wir noch ein paar Dokumente vom IIIT-B brauchen und es nicht lange dauert. Zwei Stunden später sind wir dann endlich losgefahren.
Ja, in Indien dauert Manches einfach etwas länger :)
Um nicht all zu spät dort anzukommen haben wir uns ein richtiges Taxi bestellt.
Das Taxi war eine richtig neue Erfahrung. Vom Bus aus, sieht man häufig Privatautos und Taxis in der Stadt fahren. Die meisten Privatautos haben alle, wirklich alle Scheiben sehr dunkel getönt, sodass man den Innenraum und die Fahrgäste nicht sehen konnte. Was auch ganz praktisch ist, weil man eigentlich ständig irgendwelche Leute neben sich, vor sich und hinter sich hat in Bangalore und die Leute sind ständig am glotzen. Gut, mach ich ja auch nicht anders hier. :)
Bisher bin ich nur mit uralten Bussen gefahren, die mitten durch den Stadtverkehr gefahren sind und andauernd wurde gebremst, beschleunigt, gehupt und dann man wieder gebremst. Entspanntes Reisen fühlt sich anders an.
Dieses Taxi dagegen war einfach nur Luxus. Gut, wir sprechen hier von einem Toyota-Minivan, aber, wenn man das mit dem vergleicht, mit dem ich bisher in Indien gereist bin, ist das Luxus. Klimaanlage, Ledersitze, Sicherheitsgurte und Beinfreiheit. Ein bisschen dekadent kamen wir uns schon vor, aber wir mussten ja schließlich dringend zu dem Amt. Interessanterweise ist das Taxi nicht durch die Innenstadt gefahren sondern auf dem Highway, der mitten durch und über die Stadt verläuft. Damit hat man doch einen signifikanten Vorteil, im Bezug auf die Reisegeschwindigkeit, jedoch muss man dafür auch jedes mal eine Gebühr zahlen, wenn man die Straße befahren will. Von diesem Highway aus, hat man eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt und irgendwie hab ich erst in diesem Moment verstanden, dass die großen Werbeplakate mit Werbung von teuren Automarken und Juwelieren, die entlang der Straßen aufgestellt sind, nicht für die Durchschnittsbürger auf der unteren Straße gedacht sind, sondern für die Nutzer des noblen Highways.
Highway in Bangalore
Nach einer guten halben Stunde, war ich am Foreigner Office angekommen und habe mir einen Antrag abgeholt. Okay, das war etwas zu einfach formuliert. Ich bin rein und habe keine Ahnung gehabt, wo ich hin sollte. Überall waren fremde Leute an Schaltern angestanden, jeder hatte packen weise Unterlagen in der Hand, es war laut, ein Baby hat geschrien, nirgendwo war ein Schild mit "Bitte als erstes hier einen Antrag holen" oder etwas anderes hilfreiches. Ich hab mich dann einfach auf gut Glück an eine Schlange angestellt und gehofft hier richtig zu stehen. Als ich an der Reihe war, hab ich gesagt, dass ich Student bin und mir wurde wortlos ein Antrag gereicht. In diesem Antrag hab ich, gefühlt, zum hundertsten Mal, meine Personalien, meine Visanummer und meine Reisepassnummer eingetragen. Ganz wichtig war dabei, dass man alle Angaben in Großbuchstaben schreiben soll. Ich habe mich jede dritte Zeile dabei erwischt wieder "normal" zu schreiben. Demnach hat der Antrag auch ausgesehen...
Verdammte Bürokratie!
Danach hab ich den Antrag abgegeben und wurde unfreundlich aufgefordert, doch morgen wieder zu kommen, denn heute gibt es keine "Token" mehr. (Ein Token ist eine Nummer, die man erhält und man muss warten bis diese Nummer aufgerufen wird.) Dann hat mich ein anderer Mitarbeiter noch darauf hingewiesen, dass mir noch der Nachweis fehlt, wo ich in Indien wohne - von wegen ich hab alles dabei.
Mehr oder weniger erfolglos und gestresst sind wir wieder zurückgefahren und haben der netten Dame im Büro gesagt, dass wir noch mehr Unterlagen brauchen und sie wollte sie "gleich" fertig machen. Am nächsten Morgen haben wir unsere kompletten Unterlagen endlich in der Hand gehalten und haben uns, diesmal mit dem Bus, wieder auf den Weg gemacht.
Im Eingangsbereich saß, genauso wie gestern, der gelangweilte Soldat mit der AK47 in der Hand und sah uns misstrauisch an. Man sieht in Bangalore allgemein viel bewaffnetes Militär.
Diesmal habe ich ein Token (mit der Nummer 100) bekommen und hab mich mit meinem Buch auf eine der vielen Sitzbänke gesetzt und abwechselnd ein paar Seiten gelesen und die Leute beobachtet. Die Nummer auf der Anzeige stand bei 72. Nach einer Stunde war die Anzeige bei 95 und ich hab mich schon innerlich gefreut hier endlich bedient zu werden, als plötzlich der Strom ausfiel. Nach fünf Minuten war der Strom wieder da und die Anzeige fing wieder bei "0" an zu zählen.
Ich hab schon damit gerechnet, dass gleich ein Beamter aufsteht und sagt, "Sorry Leute, aber Sie müssen alle einen neuen Antrag stellen und Token gibt es erst morgen wieder, ach ja und Mr. Krish, Sie müssen morgen ausreisen, weil dann die Frist um ist." Glücklicherweise hat der Zähler nach ein paar Minuten wieder bei 95 weiter gezählt. Puh! :)
Nach einer guten Stunde wurde ich endlich aufgerufen und aufgefordert in den nächsten Stock zu gehen. Ja, jetzt endlich werde ich bedient und ich kann dieses Irrenhaus verlassen.
Irgendwie hat es mich ja gar nicht so verwundert, aber im ersten Stock bot sich das gleiche Bild wie im Erdgeschoss. Jede Menge Leute, die müde und gestresst auf Stühlen herum sitzen und auf die Anzeige mit der aktuellen Token-Nummer starren. Toll, ich fragte mich wie viele Stockwerke das Haus wohl hat und ob ich mir vielleicht doch erst den Passierschein A38 hätte besorgen sollen.
Nach zwei weiteren Stunden wurde ich endlich aufgerufen und konnte meine Unterlagen loswerden. Danach musste ich wieder eine Stunde warten bis die Unterlagen "verarbeitet" wurden. Irgendwann am späten Nachmittag hielt ich endlich meine "Registrierungsurkunde" in der Hand und konnte wieder zurück fahren. Jimmy und Jonathan mussten leider noch eine Stunde länger warten, da sie an einem anderen Schalter bedient wurden als ich.
Tokenanzeige - ich hatte das Token 100
Warteraum im ersten Stock

3 Kommentare:

  1. Hattest du den irgendwann schonmal online gestellt? Irgendwie hab ich den schonmal gesehen - und dann war er wieder weg :(

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  2. Ja, den hatte ich aus Versehen zu früh online gestellt. Das waren aber maximal 20 Minuten, die der Artikel online war... kleiner addict! ;)

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  3. Das ging ja bei dir richtig schnell mit der Registrierung. Ich durfte an einem Tag den Antrag abholen, am nächsten den Antrag wieder hinbringen und einen Tag später konnte ich ihn dann wieder abholen. Achja, wenn du zu spät bist mit der Registrierung ist das nicht ganz so kritisch. Ich musste nur eine Strafe zahlen (ca. 30$) und habe eine Bemerkung in meinen Pass bekommen. Mehr passiert da nicht. Und ich habe die Registrierung erst nach ungefähr 2 Monaten gemacht ;-)

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